Sich eine Vergangenheit aufbereiten. Das post-metaphysische Denken und die retrospektive Erfindung der Mataphysik
Abstract
Sich danach fragen, in welchem Verhältnis die Metaphysik und ihr Nachleben zueinander stehen, heißt vielleicht zunächst einmal sich danach fragen, welcher Stellenwert dabei eigentlich dem post- zukommt. Anders gesagt: auf welche Weise modifiziert und qualifiziert das Präfix post- die Metaphysik selbst? Zeigt es die Zäsur zwischen zwei völlig verschiedenen Umgebungen oder Ordnungen an, deren letztere sich der ersteren entgegensetzt (post-Metaphysik als anti-Metaphysik), oder besser ausgedrückt, setzt es sich an die Stelle der ersten aufgrund von deren Erschöpfung, Auflösung, Verflüchtigung? Oder spielt das post- auf die Eröffnung eines anderen Horizontes an (post-Metaphysik als Möglichkeit eines neuen Anfangs von Denken), welcher dennoch nicht von sich aus neu ist, sondern das, was der andere in seinem gesamten Verlauf hervorgebracht hat, wieder aufnimmt und vertieft? In dieser letzteren Annahme verwiese das post- mithin in erster Linie auf die Anerkennung einer Unumgänglichkeit – d.h. auf die Tatsache, dass – wie sehr man auch die Notwendigkeit beschwören mag, aus dem Gefilde der Metaphysik herauszukommen – es niemals möglich sein wird, sich wirklich von ihr zu verabschieden. Die post-Metaphysik bestünde in diesem Sinne aus einer Art von Rückverweis an die Metaphysik, und demnach nicht so sehr in einer Überwindung und Abschaffung sondern in einem Vorhaben, sich die Metaphysik auf anderer Ebene wieder anzueignen –, so als ob das post- nicht auf einen augenblicklichen Übergang sondern auf eine strukturelle Schwelle hinwiese, auf die Notwendigkeit, sich zugleich innerhalb und außerhalb der Metaphysik aufzuhalten, oder in ihr, aber auf andere Weise: ekzentrisch, versetzt. Schließlich könnte das post- nicht so sehr eine Folge oder Ablösung (ein ‘nach’) und auch nicht nur einen strukturellen und der Metaphysik selbst innewohnenden Hiatus (ein Einschub, ein ‘zwischen’) anzeigen, sondern eine rückwärts gewandte Bewegung, die vom ‘danach’ ausgehend ihr ‘zuvor’ konstituiert – die sich mithin nicht einfach nach dem, was gewesen ist, ansiedelt, wobei sie dies abwehrt oder sich diesem übergibt, vielmehr erschafft, konstituiert sie es, und kommt also in gewisser Weise auch vor diesem, so wie Borges zufolge die nachfolgenden Autoren sich bisweilen ihre Vorgänger schaffen.
Autore Pugliese
Tutti gli autori
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STRUMMIELLO G.
Titolo volume/Rivista
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Anno di pubblicazione
2014
ISSN
Non Disponibile
ISBN
978-3-428-14422-8
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